Kirkel
Deutschland als Tourist
Bericht No. 17
Quick Facts
- Land: Deutschland
- Reisezeitraum: 22.03.2020 – 31.05.2020
- Route:
I. Kirkel
Die Weltreise macht Pause – nur auf Zeit?
In den frühen Morgenstunden wachen wir auf. Die Nacht war entspannt doch statt tropisch-feuchter Luft umgibt uns nun trocken-warmes Heizungsklima. Ich öffne das Fenster und kühle Märzfrische strömt herein. Schnell kuschle ich mich wieder in die weißen Laken des Hotelbettes. Gemütlich!
Auch das Frühstück wird im Zimmer serviert, da das Frühstücksbuffet geschlossen ist. Noch besser! Wir verlängern um eine Nacht, denn wir wissen noch gar nicht, wo es für uns heute hingehen könnte. Unsere Wohnung haben wir aufgegeben und nachdem wir uns zwei Tage in dicht gedrängten Schlangen für unsere Stand-by Tickets eingesetzt haben, können wir uns nicht guten Gewissens bei unseren Eltern einquartieren. Also sind wir weiterhin Touristen – dieses Mal im eigenen Land.
In einem Land, in dem touristische Übernachtungen aktuell leider nicht mehr erlaubt sind. Einerseits führt dies zu vielen freien Unterkünften, doch andererseits auch zu großer Unsicherheit bei den Vermietern. Ich versuche klarzustellen, dass wir keine touristische Reise unternehmen, sondern aktuell tatsächlich wohnungslos sind (unglaublich, dass das mal ein gutes Argument ist) und nach einigen Anläufen finden wir letztendlich eine Unterkunft in Kirkel.
Also packen wir wieder unsere Rücksäcke und brechen mit der Bahn in Richtung Saarland auf. Die am Fenster vorbeiziehende Landschaft wird immer bekannter und letztendlich kommen wir am Homburger Hauptbahnhof an. Da sind wir wieder – deutlich früher als geplant. Meine Eltern und ein Auto mit Kisten voller Lebensmittel, warmer Klamotten und sogar Klopapier erwarten uns 🙂 Nach kurzem Wiedersehen auf Distanz und Schlüsselübergabe verabschieden wir uns und fahren Richtung Kirkel.
Die Unterkunft stellt sich als absoluter Glücksgriff heraus. Eine voll eingerichtete, blitzblanke Wohnung mit Sonnenterrasse und Blick auf die Kirkeler Burg. Direkt hinterm Haus velaufen verschiedene Wander- und Fahrradwege und so bleiben wir erst eine, dann zwei und letztendlich vier Wochen. Schön hier in der Heimat!
Die für März zahlreichen Sonnenstunden helfen uns, wieder gut in Deutschland anzukommen. Zwei Monate möchten wir uns Zeit geben, um die Lage einzuschätzen und unsere nächsten Schritte zu planen. Wir versuchen herauszufinden, wie es reisetechnisch weiter gehen könnte. Außerhalb Europas möchten wir nach unserer nervenzehrenden Rückkehr nach Deutschland nicht mehr reisen und sowieso wäre unsere Reisekrankenversicherung nicht mehr gültig, da eine weltweite Reisewarnung des Auswärtigen Amtes besteht. Innerhalb Europas wären wir besser versichert, doch die Infektionszahlen sehen nicht gerade rosig aus. Schweden hat immerhin noch die Grenzen offen, doch sind wir dort als Touristen wirklich willkommen? Das unbeschwerte Reisen, das wir kannten und das wir auf dieser Weltreise erleben wollten, ist nicht mehr möglich.
Die Welt hat einfach zugemacht! Grenzen zu, Schotten dicht!
Das bunte Leben, die Menschen auf den Straßen und die Freiheit, sich jeden Tag neu entscheiden zu können, wohin der weitere Weg führt, sind weg. Kurzum, all die Dinge, die das Reisen ausmachen. An deren Stelle sind Unsicherheit, kurzfristige Änderungen, ständiges Recherchieren was gerade erlaubt ist und was nicht, getreten.
Nicht wirklich attraktiv!
Und deshalb müssen wir nun eine Entscheidung treffen. Denn nur so können wir diesen Schwebezustand beenden, nach vorne schauen und unser Leben wieder gestalten. Schweren Herzens gestehen wir uns ein, dass unsere Weltreise vorbei ist und es nun an der Zeit ist, wieder anzukommen.
Und genau das haben wir getan. Obwohl wir in einer Pandemie steckten, sind wir beide wieder gut in unserem Alltag angekommen und wissen es sehr zu schätzen, dass wir Deutschland unser Zuhause nennen können.
Wir hoffen, dass Corona bald von dieser Welt lockerlässt und das unbeschwerte Reisen wieder möglich sein wird. Auch mit dem Blick auf all die Menschen mit ihren kleinen Hotels, Restaurants und auch die privaten Guides, die direkt vom Tourismus leben und auf Reisende angewiesen sind.
Auch wenn unsere Reise kürzer war als geplant, hat sich trotzdem jeder Moment gelohnt. 108 Tage durften wir reisen, einmal die Welt umrunden und haben so viele Erfahrungen, Eindrücke und Geschichten gesammelt, dass wir noch lange davon zehren können.
Corona wird vorbeigehen – das Reisefieber wahrscheinlich nie.