Raja Ampat
Das Tor zu einer anderen Welt
Quick Facts
- Region: Raja Ampat (übersetzt das Reich der vier Könige) ist ein Archipel im Indopazifik in Indonesien mit der größten Artenvielfalt Unterwasser der Welt.
- Reisezeitraum: 26.10.2018 – 17.11.2018
I. Raja Ampat
Von Jakarta nach Wasai
Nach dem sanften Abheben in Jakarta um Mitternacht verfallen alle Fluggäste in einen sanften Dämmerschlaf. Neben dem Motorgeräusch ist nichts zu hören. Doch plötzlich – geschäftiges Treiben und grelles Licht. Unsanft werden wir geweckt, denn die Crew startet um halb eins mit der Essenszeit. Statt Mitternachtssnack wäre uns ein Frühstück kurz vor der Landung lieber gewesen, aber man nimmt was man kriegt. Wer weiß wann es wieder etwas gibt.
Da wir gegen die Zeit fliegen ist die Nacht kurz. In Sorong angekommen erwarten uns strahlend blauer Himmel und wohlig warme Temperaturen. Es ist das Tor zu einer anderen Welt – Raja Ampat in West Papua. Weit, weit weg also. Die Stadt selbst ist wenig sehenswert und so fahren wir direkt weiter mit der Fähre nach Wasai. Wir sitzen auf dem Außendeck und ein australisches älteres Ehepaar erzählt unterhaltsame Geschichten. Es gesellt sich eine Einheimische dazu. Schüchtern ist sie nicht und so fragt sie direkt, was es mit den komischen Punkten auf meiner Haut auf sich hat. Da wir nun schonmal beim Thema Aussehen sind klärt sie uns auf, dass es ganz leicht zu erkennen sei, woher die Menschen hier stammten. Menschen mit dunkler Haut und krausen Haaren kommen aus Raja Ampat. Und tatsächlich habe ich noch nie solche dunklen Haare mit blonden Spitzen gesehen. Glatte Haare deuten auf die Molukken hin. Die neu gelernte Kategorisierung scheint zu stimmen. Die Gastgeberin unseres ersten Homestays hat glatte dunkle Haare und kommt… von den Molukken.
Drei Mädchen aus Wasai – Beim Fotos machen hatte jeder seinen Spaß
Als sie uns von der Fähre abholt, merken wir direkt, dass Alkohol in Raja Ampat nur schwer zu bekommen ist. Und so kommt es, dass wir mit unserer hochschwangeren Gastgeberin in einem Holzverschlag Bier kaufen. Ohne ihre Hilfe hätten wir in der dry zone Raja Ampat auf dem Trockenen gesessen.
Nach einer Fahrt mit dem Auto durch dichten tropischen Wald über steile Hügel endet die Straße. Wir steigen in das sechste und letzte Vehikel der Anreise, ein kleines Boot um, das uns in die private Bucht der Familie bringt. Endlich angekommen! Endlich die dunkelblaue, enge Jeans ausziehen. Endlich ins türkisblaue Wasser springen und die Korallen erkunden, die von der Terrasse unseres Überwasserbungalows sichtbar sind. In der Nacht wache ich auf und gehe auf die Terrasse hinaus. Vor mir erstreckt sich die allerschönste Szenerie, die ich jemals gesehen habe. Unter meinen Füßen schwimmt im Meer immer wieder aufleuchtend grün fluoreszierendes Plankton. Beim Blick nach oben gibt ein sternenklarer Himmel den Blick auf die Milchstraße frei. Alles leuchtet, alles lebt. Ich kann es kaum fassen. Eigentlich zu schön, um wahr zu sein!
Yengkawe Homestay – Unser Bungalow ist ganz links
In unserem Homestay-Preis sind drei Mahlzeiten inklusive. Da es weit und breit kein Restaurant oder Supermarkt gibt ist das auch überlebenswichtig. Mit einer Glocke werden wir zur Fütterung gerufen. Das Essen ist okay, besonders das molukkische Gericht ist lecker. Unsere Gastgeberin erzählt uns später, die Menschen in Raja Ampat könnten ihrer Meinung nach gar nicht kochen. Bei den Möglichkeiten mit fangfrischem Fisch ist dies schwer zu glauben. Aber wenn der Hummer einfach überm Feuer geröstet und zum Frühstück serviert wird ist dies schon etwas gewöhnungsbedürftig.
Leider schaffe ich bei unserer ersten Schnorchelexkursion mit dem Boot einen derart ungelenken Wiedereinstieg aus dem Wasser, dass ich mir eine ordentlich blutende Wunde am Oberschenkel zulege. Flossen sollte man vorm Hochstemmen aus dem Wasser dann doch besser ausziehen! Schlechte Stimmung steigt auf. In einem Tag startet die Tauchsafari, bei der wir 3-4 mal am Tag für eine Stunde im Wasser sein werden. Und was nachts noch romantisch war (Stichwort: „alles lebt“) wird dann zum Nervfaktor: was wenn sich die Wunde schlimm entzündet? Das badewannenwarme Wasser ist nicht gerade desinfizierend…
II. Liveaboard „Jaya“
Vom Homestay auf das Tauchboot
Als wir auf unserem Tauchboot „Jaya“ ankommen schüttet es wie aus Eimern. Leicht triefend betreten wir das Boot und unsere kleine, gemütliche Kabine. Das ganze Boot fühlt sich für uns nach richtigem Luxus an. Frische Handtücher, frische Bettwäsche, Toiletten mit Spülung und Seife! Leckeres Essen, kalte Cola und kühles Bier! Das läuft schonmal gut. Die Gruppe ist in unserem Alter bis auf zwei Franzosen, die Anfang 60 sind aber gut in die Gruppe einblenden.
Zum Glück ist auch Maria, eine spanische Ingenieurin, die seit über 10 Jahren in Hamburg lebt, Teil der Gruppe. Sie hat die Reiseapotheke des Schwagers dabei, der Arzt ist. Jeden Tag nach dem letzten Tauchgang wird alles desinfiziert und mit antibiotischer Salbe eingecremt. Wenig ansehnlich aber kein Grund nicht Tauchen zu können.
Die Bootscrew macht mit uns die erste Ausfahrt der Saison und ist richtig gut drauf. Am Abend springen sie übermütig, laut lachend vom Schiff ins Wasser und das steckt an. Wir machen mit und klettern an die Spitze des Bootes. Beim Blick nach unten sieht es dann doch höher aus als gedacht. Aber mit Maria traue ich mich und wir springen zusammen in das türkisblaue Wasser. Was für ein Adrenalinschub!
Liveaboard „Jaya“ – Unsere Eindrücke der Woche
Der Tag beginnt immer um 6 Uhr mit einem kleinen Frühstück. Julian startet häufig schon früher und genießt mit einem Kaffee in der Hand den Sonnenaufgang an Deck. Gegen 7 Uhr startet der erste Tauchgang, danach großes Frühstück. Gegen 10:30 der nächste Tauchgang. Es folgt das Mittagessen und nachmittags nochmal zwei Tauchgänge, davon ein Nachttauchgang. Hört sich stressig an und in den ersten Tagen brauche ich erstmal Zeit, mich daran zu gewöhnen. Nach dem Mittagessen bleibt zum Glück recht viel Luft und so mache ich meist völlig platt ein kleines Mittagsschläfchen. Äußerst gemütlich in der Kabine mit Klimaanlage. So spielt sich ein Rhythmus ein und Unterwasser gibt es so viel zu entdecken, dass ich keinen Tauchgang verpassen will. Zum Glück halten die Ohren durch und wir können alle 19 Tauchgänge der einwöchigen Tauchsafari mitmachen.
Unsere Route:
- Tag 1 – 31.10.18: Waisai, erster Tauchgang bei Friwen Bonda nahe der Insel Gam
- Tag 2 – 01.11.18: bei Insel Mansuar: Tauchplätze Yenbuba jetty, Chicken Reef, Sawandarek, Fahrt nach Arborek + Landgang und anschließend Nachttauchgang bei Arborek Jetty
- Tag 3 – 02.11.18: Manta Sandy bei Arborek, Melissas Garden und Keruo Channel bei Pyainemo + spektakulärer Aussichtspunkt Penemu
- Tag 4 – 03.11.18: My Reef, Famtastic, Batu Rufus und Basir Slope
- Tag 5 – 04.11.18: Mayhem bei der Insel Gam, Jayas Secret, Citrus Ridge
- Tag 6 – 05.11.18: um die Insel Kri herum Blue Magic, Cape Kri und Sardine Reef + Sonnenuntergang mit Lagerfeuer auf Misokon Island mit vielen Flughunden die zur Dämmerung losfliegen
- Tag 7 – 06.11.18: Tauchplatz Blue Magic und Rückfahrt nach Waisai
Bei der Recherche aus Deutschland fanden wir viele luxuriöse Anbieter und buchten letztendlich das günstigste. Im Nachhinein war dies genau die richtige Entscheidung denn von billig oder Sparprogramm konnte hier keine Rede sein. Die Jaya fühlte sich luxuriös genug an, sodass es uns an nichts fehlte und war gleichzeitig entspannt genug zum Wohlfühlen. Das Angebot zog zudem die für uns richtigen Mitreisenden an und so passte alles zusammen.
Unser Video der Liveaboard – Kleiner Zusammenschnitt der Woche
III. Batanta
Entspannen ohne Handyempfang
Während die übrige Gruppe nach Hause ins kalte Paris zurück muss oder zum nächsten Reiseland weiterreist, dürfen wir Raja Ampat weiter erkunden. Dafür bietet die große und ursprüngliche Insel Batanta beste Voraussetzungen. Recht kurzfristig hatten wir auf dem Boot das Biryei Homestay gebucht. Alles läuft noch über SMS und Telefon, sodass die indonesische Crew und die zuvor gekaufte Simkarte dafür unerlässlich waren. Zudem gibt es in der Bucht von Biryei keinen Handyempfang. Dies erhöhte die Reaktionszeit auf unsere Anfrage aber sorgt gleichzeitig für absolute Ruhe und Entspannung.
Das Biryei Homestay ist unser absoluter Favorit: ein wunderschöner Privatstrand, eine schöne Veranda direkt am Meer und dahinter dichter Regenwald. Kurz nach dem Aufwachen, wenn ich noch nicht so genau weiß wo ich bin, geben mir die schreienden Palmkakadus das Gefühl in Jurrasic Park gelandet zu sein.
Biryei Homestay – Das schönste Homestays der Reise
Am dritten Tag stehen wir früh am Morgen auf, um bei der Dämmerung die birds of paradise zu sehen. Wir starten mit dem Boot im Dunkeln und gleiten über das Wasser während sich der Horizont langsam lila färbt. Schon allein die Bootsfahrt ist wunderschön. Zunächst geht es über das offene Meer, dann durch dichte Mangroven. Doch nun steht uns ein 30-minütiger Marsch durch unbefestigten Regenwald bevor. Dank Sprachbarriere war uns das leider vorher nicht klar und so bleibt uns im matschigen Boden nichts anders übrig, als die Flipflops auszuziehen und barfuß weiterzugehen. Erstaunlicherweise ist der Boden weich und wir haben extremes Glück, dass wir in keinen der riesigen Stachel treten, die die Stämme einiger Bäume zieren. Wir kommen an einer kleinen Hütte vorbei und passieren Gärten mit Kakao- und Chilibäumen. Nach längerem Warten – Genickstarre inklusive – erspähen wir zwischen den hohen Baumkronen dann endlich einige der tanzenden Paradiesvögel.
Im Anschluss fahren wir zu einem schönen Wasserfall, den wir zunächst ganz für uns haben und in dessen Becken wir etwas schwimmen können. Als eine ganze Touristengruppe mit neonfarbenen Shirts und lauter Musik die Ruhe durchbricht, machen wir uns auf den Rückweg.
Das Homestay gefällt uns so gut, dass wir noch eine Nacht dranhängen. Alles ist mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Das Essen ist reichlich und richtig lecker und der Ort an sich ist ein kleines Paradies mit dem einsamen kleinen Strand, Schnorchelmöglichkeiten mit Korallen und einer Riffkante direkt vor der Haustür.
Die nächste Bleibe lässt mit dem Namen Dugong Homestay viel erhoffen. Leider ist die Unterkunft recht lieblos gestaltet und auch das Essen ist basic. Die Stärken des Inhabers Musa liegen eindeutig bei den Schnorchelausflügen. Wir machen einen Trip mit einem etwas undichten Einbaum-Kanu nach Dayang. Wieder starten wir früh und der Himmel wird langsam um uns heller und bunter. Während unserer Tauchsafari war es uns leider nicht gelungen Mantas zu sehen. Doch nun haben wir riesiges Glück und drei Mantas kreisen für knapp eine Stunde immer wieder unter uns. Ein unglaubliches Glücksgefühl; so fühlt sich Gänsehaut unter Wasser an.
Der Vorteil der Unterkunft ist, dass es Handyempfang gibt und so wählen wir unsere nächste und letzte Station sorgfältig nach den Bewertungen fürs Essen aus. Vom besten Essen der ganzen Insel war die Rede und es wurde nicht zu viel versprochen. Das Homestay liegt zwar nicht ganz so abgelegen wie unsere letzten Unterkünfte aber wieder direkt am Meer und in der Nähe des Jaya Tauchcenters, sodass wir noch ein paar letzte Tauchgänge machen können. Insgesamt ein schöner Abschluss unseres Urlaubs und wir treten die Rückreise in Etappen über Jakarta nach Hause an.
Unser Video vom Trip – Injo heißt Danke auf West Papuan