Hanoi, Cat Ba Island und Halong Bay
Rasanter Beginn der Reise
Bericht No. 01
Quick Facts
- Region: Nordvietnam
- Reisezeitraum: 07.12.2019 – 11.12.2019
- Route:
I. Hanoi
8 Millionen Menschen, 5 Millionen Mopeds und wir mittendrin
Ein Jahr lang haben wir geplant und nun stehen wir mit gepackten Rucksäcken am Frankfurter Flughafen. Ein Jahr Weltreise beginnt und das Gepäck ist leerer als bei allen bisherigen Urlauben.
Ich freue mich auf das was kommt, auch wenn ich noch gar nicht greifen kann, was das denn eigentlich ist. Auf uns wartet ein Jahr völlige Freiheit: neue Erfahrungen, neue Kulturen und Bekanntschaften. Ziemlich unvorhersehbar und das macht irgendwie auch den Reiz aus.
Wir landen am frühen Morgen in Hanoi. Die Sonne geht gerade auf. Die neue Zeitrechnung beginnt: statt dem ablaufenden Countdown beginnt nun Tag 1 unserer Reise um die Welt.
Und dieser erste Tag hat es in sich. Mit dem Bus fahren wir in die Altstadt von Hanoi. Gespannt beobachte ich die Szenerie, die sich vor dem Fenster abspielt: Menschen laufen seelenruhig über vierspurige Highways, freistehende Häuser mit kolonialen Fassaden, die nur zwei Fenster breit aber unzählige Stockwerke hoch sind, und zahlreiche Roller, die sich hupend vorwärtsbewegen. Viel los da vor dem Fenster.
Und dann steigen wir aus. Mit jeweils einem Rucksack vorne und hinten und Google Maps in der Hand. Das Überqueren der vielbefahrenen Straße ist die erste Herausforderung. Wir folgen einer alten Vietnamesin und bewegen uns so durch den unablässigen Roller-Strom.
Kontrastreich – Eine Straßenverkäuferin in der Weihnachtsstraße.
Am Hotel angekommen werden wir zwar unseren großen Rucksack los, können aber leider noch nicht einchecken. Fünf Stunden gilt es nun zu überbrücken. Mit einem „klitzekleinen“ Technik-Rucksack und allen Wertsachen beladen machen wir uns übermüdet auf die Suche nach den grundlegenden Dingen: Sim-Karte und Frühstück. Um uns herum der lebhafte Verkehr aus hupenden Rollern, Fahrrädern und Autos. Die Gehwege sind voll, da sich darauf entweder Geschäfte befinden oder Roller parken. Und so schlängeln wir uns durch das rege Treiben der Altstadt. Alles auch ein bisschen viel für den Anfang.
Unsere Rettung ist unsere erste vietnamesische Nudelsuppe Pho Bo im Pho 10, der verkehrsberuhigte Hoan-Kiem-See im Herzen der Stadt und der Check-in um 14 Uhr. Nach kurzem Mittagsschläfchen und einer Dusche brechen wir mit leichterem Gepäck erneut auf, um die Altstadt zu erkunden.
Wir sind richtig experimentierfreudig und essen an diesem Tag bei fünf verschiedenen kleinen Straßenrestaurants und -ständen. Meist hockt man auf winzigen Plastikhockern um niedrige Plastiktischchen herum. Dem Geschmack tut dies jedoch keinen Abbruch. Zu allen Gerichten werden viele frische Kräuter gereicht und alles was wir probieren ist wirklich lecker!
Unfreiwillig bestelle ich sogar einen Egg-Coffee. Eine Spezialität aus Hanoi, die in Zeiten der Nahrungsmittelknappheit entstand. Milch gab es damals nur für Kinder und Stillende und so musste für den Cappuccinoschaum ein aufgeschlagenes Ei herhalten. Hört sich nicht grade lecker an ist es aber wirklich! Beim Trinken schwingt zwar etwas die Angst vor Salmonellen mit aber zum Glück geht alles gut.
Weihnachten in Hanoi – Eine ganze Strasse widmet sich dem Verkauf von Weihnachtssachen und wird zur Attraktion
Am Morgen werde ich vom Krähen eines Hahns geweckt. Im Jetlag Dämmerschlaf bin ich kurz verwirrt: Bin ich etwa doch in meinem Heimatdörfchen gelandet? Naja das ist das Zeichen, dass ich wohl aufstehen sollte auch wenn der Jetlag das noch nicht wirklich möchte. Heute besichtigen wir einige Sehenswürdigkeiten wie ein traditionelles Haus einer vietnamesischen Händlerfamilie. Auffallend ist wieder, dass die Fassade sehr schmal ist aber das Haus dafür sehr weit nach hinten durchgeht. Diese Bauweise hängt damit zusammen, dass die Grundsteuer früher lediglich auf Basis der Breite der Hausfassade bemessen wurde.
Am Abend besuchen wir die Zitadelle und sind erstaunt über die zahlreichen Vietnamesinnen – wahrscheinlich Universitätsabsolventinnen – die im traditionellen vietnamesischen Gewand, dem Ao Dai, im rötlichen Licht der Abendsonne stolz posieren und sich fotografieren lassen.
II. Cat Ba Island
13 000 Einwohner, 2 Straßen und Durchatmen
Am nächsten Morgen geht es für uns weiter zur Insel Cat Ba. Sie ist Ausgangspunkt unserer zweitägigen Bootstour in die Lan Ha und Halong Bucht. Doch erstmal erkunden wir die Insel auf eigene Faust mit dem Roller. Sechs Jahre ist es her, dass wir in Thailand zum letzten Mal auf einem Roller saßen. Doch wir kommen schnell wieder rein und genießen den Fahrtwind. Die Insel mit den zwei großen Straßen ist so viel beschaulicher als Hanoi und wir können etwas durchatmen.
Cat Ba Aussichtspunkt Tháp quan sát – Ein Vorgeschmack auf die Halong Bay
Wir besichtigen die Hospital Cave, die im amerikanischen Krieg als Krankenhaus diente nachdem das lokale Krankenhaus zerstört worden war. Weiterhin wandern wir durch den Nationalpark, der weite Teile der Insel bedeckt. Durch dichte Wälder geht es hinauf zu einem Aussichtspunkt. Vor uns liegt eine Landschaft mit zahlreichen abgerundeten Bergen, die bereits die charakteristischen Karstfelsen der Halong- und Lan Ha Bucht erahnen lässt. Wir cruisen weiter zur Küste und sehen unseren ersten Sonnenuntergang über dem Meer. Wie viele da noch kommen mögen 🙂
III. Lan Ha und Halong Bay
Zweitägige Bootstour und Kayaken
Es spricht sich unter Deutschen wohl rum, dass Cat Ba die weniger touristische Anlaufstelle für die Halong Bucht ist, denn 80% unserer Mitreisenden auf dem Boot sind Deutsche. Eigentlich ja auch kein Wunder, denn auch wir haben den Anbieter Cat Ba Ventures von Freunden empfohlen bekommen. Interessant ist, dass noch zwei weitere Pärchen eine Auszeit von der Arbeit genommen haben und so ergeben sich schöne Gesprächsthemen.
Beim Anblick unseres großen Zimmers bin ich völlig aus dem Häuschen. Es hat eine komplette Fensterfront, sodass man vom Bett aus die vorbeiziehende Landschaft bestaunen kann. Einfach nur traumhaft und dass wir gerade auf einem Boot das komfortabelste Zimmer haben würden hätte ich auch nicht gedacht.
Unsere Kabine – Wohl eines der besseren Zimmer auf der Reise
Wir kayaken durch verschiedene Höhlen in dahinter liegenden abgeschlossene Buchten. Besonders ist die dark cave, die rund 100 Meter lang und daher tatsächlich komplett dunkel ist. Zudem kann sie nur an rund 5 Tagen im Monat durchfahren werden, da der Wasserspiegel sonst zu hoch ist. Dahinter liegt eine verlassene Bucht, die komplett still daliegt und umgeben ist von hohen und dicht bewaldeten Bergen. Unsere Gruppe ist komplett still und so ist es ein ganz besonderer Moment.
Abends findet das Fußballfinale Vietnam gegen Indonesien statt, das alle gebannt auf meinem iPad mini verfolgen. Vietnam gewinnt und alle sind zufrieden. Morgens stehen wir nochmal früh auf, um den Sonnenaufgang zu erleben. Auch wenn wir die Sonne durch die hohen Felsen nicht direkt aufgehen sehen ist das Farbenspiel ganz besonders.
Halong Bay – Der Blick von oben mit der Drone. Ein kurzer Zusammenschnitt der besten Aufnahmen
Und so geht es auch langsam schon wieder zurück nach Cat Ba. Mit zwei Deutschen der Gruppe trennen sich unsere Wege erst später: wir reisen gemeinsam nach Ninh Binh weiter. Mehr dazu im nächsten Blogeintrag.