Ninh Binh und Pu Luong
Die trockene Halong Bay und Trekking durch Reisterrassen
Bericht No. 02
Quick Facts
- Region: Nordvietnam
- Reisezeitraum: 12.12.2019 – 16.12.2019
- Route:
I. Ninh Binh
Mit Roller und Boot durch die trockene Halong Bay
Zusammen mit Lisa und Michael brechen wir nach Ninh Binh auf. Mit der Fähre setzen wir zum Festland über. Um uns herum färbt sich der Himmel in zahlreichen Farben: von gelb zu rot und lila und letztlich dunkelgrau.
Leider wird dieses schöne Bild durch zahlreiche neu errichtete riesige Pfeiler getrübt. Eine Seilbahn soll schon bald das Festland mit Cat Ba Stadt verbinden und Tagestouristen schnell zur Halong-Bucht bringen. Der Protest der Inselbewohner konnte das Projekt zwar um 6 Monate verzögern aber nicht verhindern. Die einflussreiche Baufirma hat bereits in Touristenhotspots wie Sapa, der Halong Bucht und Phu Quoc Seilbahnen gebaut und reiht Cat Ba nun in diese Liste ein. Der Besucheranstieg wird die Insel, die zu großen Teilen aus Biosphärenreservat und Nationalpark mit endemischen Arten besteht, sicherlich verändern. Unser Busguide jedenfalls lächelt nur und sagt nichts dazu.
Auf der Fähre zum Festland – Danach Buswechsel und weiter nach Ninh Binh
Unser Bus kommt verspätet gegen 22:30 Uhr in Ninh Binh und dem kleineren Ort Tam Coc an. Die Besitzerin des Sparrow’s Song Homestay ist schon im Bett, doch da ihr Mann kein Englisch kann, muss sie kurzerhand wieder raus. Innerhalb von 15 Minuten haben wir einen Plan für den nächsten Tag, einen Roller und sogar ein leckeres selbstgekochtes Essen. Sie zaubert uns Maiskolben, Reis und Tofu in Tomatensoße aus den Resten des Abendessens, da kein Restaurant in der Umgebung mehr geöffnet hat. Wirklich lecker und besonders der Tofu (Rezept) hat es mir angetan. Satt und zufrieden fallen wir ins Bett.
Am nächsten Tag steigen wir bei den Mua Caves rund 500 Stufen hoch. Anstrengend aber für den tollen Rundumblick auf die Kartsfelsen der sogenannten trockenen Halong Bay lohnt es sich.
Nun fahren wir zum nächsten Stop, der Bai Dinh Pagode. Diese wurde erst 2010 fertiggestellt und ist die größte buddhistische Tempelanlage in Vietnam. Die weitläufige Anlage gibt etwas Ruhe zum Durchschnaufen. Wir sind uns aber schnell einig, dass uns der Charme älterer Tempel deutlich besser gefällt.
Unsere letzte Station Trang An steuern wir bewusst möglichst spät an, um den Touristenmassen zu entgehen. Und unser Plan geht auf. Es gibt lediglich eine weitere Mitfahrerin und dies stellt ich als Glücksfall für uns heraus. Anh ist Vietnamesin, wohnt seit 10 Jahren in Berlin und besucht gerade ihre Heimat. So haben wir eine sehr nette Gesprächspartnerin und die Kommunikation mit der Bootsführerin fällt um einiges leichter.
Es macht Spaß, Vietnamesen bei der Kommunikation zuzuschauen. Kommen sie neu ins Gespräch macht nach kurzer Zeit irgend eine Seite eine witzige Bemerkung und so wird schnell gelacht. Keine Ahnung um was es geht aber es verbreitet gute Stimmung. Als Tourist schaffen wir das manchmal mit einem netten „Xin Chao“ (Hallo) und wenn wir „hai Cola“ also zwei Cola bestellen 🙂
Trang An Bootstour – Am späten Nachmittag, wenn die Tagestouristen weg sind, hat man die 2-3 Stunden fast für sich
Das Boot legt langsam vom Ufer in Trang An ab und wir gleiten über den klaren Fluss dahin. Die hohen Karstfelsen um uns herum bilden ein tolles Panorama. Als wir am ersten Höhleneingang ankommen heißt es Kopf einziehen. Und zwar soweit, dass wir irgendwann komplett auf unseren Beinen kauern. Unsere Bootsführerin paddelt uns sehr professionell um Untiefen und Stalaktiten herum.
Am Ende der Höhle angekommen dämmert es bereits und es wirkt alles etwas mystisch. Zwei Stunden geht es insgesamt durch Höhlen und Karstfelsen hindurch – ein tolles Erlebnis.
Mua Caves – Die Höhlen sind hier nicht das Highlight, sondern die tolle Aussicht auf den Fluss
Da Anh noch eine Unterkunft für den Abend sucht, empfehlen wir ihr unser Homestay und wir fahren als Mini Rollerkolonne zusammen zurück. Den Fahrtwind im Gesicht blicke ich nach links und staune über den tief über dem Feld stehenden, blutroten Vollmond. Schon fast kitschig. Es scheint, dass sich häufiger solch schöne Momente ergeben, wenn man so viel Zeit draußen verbringt.
II. Pu Luong Naturreservat
3 Tage Trekking durch Reisfelder
Am nächsten Tag brechen wir zu einer dreitägigen Trekkingtour in das 125 km entfernte Pu Luong Naturreservat auf. Da die Tour an sich schon nicht günstig ist, sparen wir zumindest, indem wir mit dem Roller statt mit dem Auto fahren. Das beschert uns zwar einen durchgerüttelten Hintern aber auch das Gefühl mittendrin zu sein und die ganze Landschaft aufnehmen zu können.
Zum Glück gibt es immer wieder Stopps wie z.B. bei einer Zuckerrohrsirup- und einer Nudelfabrik. Das Wort Fabrik ist dabei etwas irreführend. Es handelt sich eher um unscheinbare Hinterhöfe, an denen wir sicher vorbeigerauscht wären. Hier wird für den lokalen Verkauf produziert und unser Guide Toan nimmt auch direkt ein paar Nudeln mit.
Zur Mittagspause halten wir bei einem Restaurant ohne Namen mit ausgezeichnetem Essen. Toan bestellt die verschiedensten Gerichte und wir können so ganz neue vietnamesische Speisen ausprobieren. Neben dem bereits bekannten Tofu in Tomatensoße sind [Kobi] Fische (keine Ahnung wie man es schreibt) die Neuentdeckung. Die winzigen Fische werden direkt im Fluss gefangen, mariniert und frittiert und mit einem Haps wie Sardinen gegessen. Sie sehen nicht gerade appetitlich aus und wir hätten sie sicher nie bestellt aber der Geschmack ist richtig lecker.
Danach beginnt unsere erste Wanderung. Wir kommen an selbst gebauten Wasserädern vorbei. Sie befördern das Wasser des Flusses in höher gelegene Felder und bewässern diese. Im Anschluss lässt unser Guide uns ein Stück alleine durch die Reisfelder wandern und wartet auf uns mit dem Roller am Ende des Weges.
Wir laufen auf den Wegen zwischen den Reisfeldern entlang, die zunächst breit sind und dann immer schmaler werden. Irgendwann balancieren wir bereits über die Begrenzungen und kommen immer weiter rein ins Reisfeldlabyrinth. Zum Glück hilft uns eine Reisbäuerin und zeigt uns von oben welchen Weg wir nehmen sollen. Ganz am Ende dann die schwierigste Passage. Das sichere und trockene Ufer ist bereits in Sicht. Nun gilt es einen Wasserauslauf zu überqueren, der ins nächste Reisfeld führt. Mit Prinzip Hoffnung setze ich zum Sprung an, der leider nicht ganz glückt. Das andere Ufer erreiche ich zwar aber es ist einfach zu glitschig. So rutsche ich vor den Augen der Reisbäuerin mitsamt Poppes einmal ins darunteliegende Reisfeld. Immerhin lande ich weich. Aber über die Geschichte wie die Touristin ins Reisfeld plumpste amüsiert sie sich sicher noch eine ganze Weile.
Naja meine vietnamesische Taufe als Wasserbüffel ist damit vollzogen und wir gehen nun einfach nurnoch an der befestigten Straße entlang. Mit matschbedeckter Hose trete ich den Walk of shame an, damit auch andere noch eine gute Geschichte zu erzählen haben. Auf den Gesichtern stehen aber eher Fragezeichen, wie das wohl passieren konnte. Nach Ankunft beim Roller habe ich dann wirklich keine Lust mehr auf weiteres Trekking und wir fahren direkt zum ersten Homestay. Zum Glück habe ich noch eine zweite Hose dabei. Ich wasche die nun leicht verkrustete Schlammpackung an meinem Rücken ab und die Welt sieht schon deutlich besser aus.
Und der Ausblick von unserem Homestay ist toll. Es liegt am Berg und darunter sind Reisfelder angelegt. Wir genießen den weiten Blick über die Reisterrassen, das Tal und die sich anschließenden Berge. In der „golden hour“ wirkt alles dann nochmal hübscher.
Der nächste Tag steht komplett im Zeichen des Trekkings. Ich passe nun besonders gut auf, um nicht auch noch Hose Nummer zwei an den Matsch zu verlieren 🙂 Die Sohlen meiner neuen Turnschuhe sind leider wie es scheint für matschiges Terrain suboptimal und erinnern eher an unfreiwilliges Skifahren. Es klappt aber alles und nach 6-stündiger Wanderung ohne Vesperpause (Essen ist ja auch überbewertet) kommen wir an unserem Ziel an. Insgesamt eine abwechslungsreiche Route, auf der wir durch kleine Dörfer der Minorität der Thai wandern und nur eine Handvoll anderer Touristen treffen. Ein echter Geheimtipp, was wir auch schon daran merken, dass selbst Vietnamesen das Gebiet nicht kennen.
Nach der Rückkehr legen wir einen Tag Pause ein und nehmen am Abend unseren ersten Nachtbus nach Phong Nha in den gleichnamigen Nationalpark. Wir haben schon verschiedene Horrorgeschichten zu Nachtbussen gehört und sind daher auf unsere erste Erfahrung gespannt…