Luang Prabang & Muang Ngoi
Kultur hauptstadt im Wandel und ruhige Tage im Norden
Bericht No. 08
Quick Facts
- Land: Laos
- Reisezeitraum: 18.01.2020 – 25.01.2020
- Route:
I. Luang Prabang
Tempelhaupstadt im Wandel
Eine Reihe Mönche in safranfarbenen Roben zieht im sanften Morgenlicht an Gläubigen vorbei und nimmt ihre Essenspenden entgegen. Dieses Bild aus Luang Prabang hatten wir bereits in Deutschland gesehen. Beeindruckend – das möchten wir live sehen.
Bei näherem Recherchieren wird uns klar, dass das friedliche Bild nicht mehr ganz der Realität in Luang Prabang entspricht, da natürlich auch andere Touristen auf den Trichter gekommen sind. Trotzdem sind sich alle mit denen wir vorab sprechen einig, dass man die Stadt nicht verpassen sollte.
Die historische Innenstadt wird vom Mekong und vom Nam Khan Fluss auf zwei Seiten begrenzt. Rund 30 buddhistische Tempel sind hier ansässig und die Altstadt ist aufgrund ihrer besonderen Bauweise durch das UNESCO Weltkulturerbe geschützt. Kolonialhäuser reihen sich in bunten Farben aneinander, es gibt schnuckelige Cafés und alles ist sehr hübsch anzuschauen.
Die Kehrseite der Medaille ist, dass viele Wohnhäuser für den Tourismus genutzt werden und die Einheimischen wegziehen. Mit den Bewohnern verschwindet allerdings langsam auch das Leben aus der Altstadt. Und damit fehlt den Mönchen, die in ihrem morgendlichen Almosengang Essensspenden von den Gläubigen annehmen, eine wichtige Grundlage. Zudem gibt es leider viele Touristen, die keinen Abstand zu den Mönchen halten oder diese mit Blitz fotografieren. Verständlich, dass sich einige gestört fühlen und sogar in ein Kloster außerhalb der Stadt ziehen.
Wir sind zwiegespalten, ob wir in der Morgendämmerung bei dem besonderen Ereignis dazustoßen sollen. Wir entscheiden früh aufzustehen und zumindest einmal zu schauen, ob wir unauffällig einen Blick erhaschen können.
Um 5:30 Uhr klingelt der Wecker. Wir laufen durch eine schmale Gasse, in der bereits einige Laoten am Werkeln sind. In der kleinen Querstraße dazu sitzen einige Touristen auf Hockern aufgereiht. Ein gutes Indiz für Mönche.
Wir laufen ein Stück weiter und finden einen unauffälligen Platz an der Straßenseite. Schräg gegenüber sitzt ein laotischer Anwohner. Erst später merken wir, dass wir sogar an seinem Grundstück sitzen. Doch er nickt uns freundlich zu, sodass wir uns willkommen fühlen.
Luang Prabang – Alle warten sehnsüchtig auf die Mönche
Und plötzlich, im dämmrigen Morgenlicht, kommen tatsächlich einige Mönche vorbei. Sie schreiten in safranfarbenen Roben lautlos durch die Straße und nehmen Essensspenden entgegen. Die Szene hat schon eine ganz besondere Stimmung.
Auch ein Junge sitzt demütig am Straßenrand; er hat nichts zu vergeben. Nur ein Korb steht vor ihm. Ein vorbeigehender Mönch erkennt dies, greift in seinen Essenstopf und gibt ihm etwas davon ab. Bei diesem Anblick bekomme ich Gänsehaut. Ein echter Moment – trotz Touristen.
Hoffentlich sind auch in Zukunft noch ähnliche Momente erlebbar. Ich befürchte aber, dass es schwierig werden könnte. Denn die Schilder zum respektvollen Umgang reichen leider nicht aus.
Eine Touristengruppe in unserer Nähe macht Fotos mit Blitz und geht zu nah an die Mönche ran. Vielleicht wäre es hilfreich Ordnungspersonal einzusetzen, auch wenn dies das Ritual weiter verändern würde.
Luang Prabang – Die Stadt ist mit ihren Tempeln einfach schön anzusehen.
Mittags treffen wir einen alten Bekannten wieder und Christian’s Mittagessenstipp ist mal wieder vorzüglich: Tapiokanudelsuppe mit Ei und Reiscrackern im Xieng Thong Noodle 🙂
Wir besuchen u.a. den Tempel Wat Xieng Thong aus dem 16. Jahrhundert und fahren mit dem Roller zu den Kuang Si Wasserfällen. Diese sind fast schon kitschig schön.
Über mehrere Sinterterrassen fällt das Wasser herab und schimmert durch den hohen Mineralgehalt hellblau. Dass die Natur so etwas Schönes erschaffen kann! Selbst Walt Disney bekäme es nicht besser hin.
Am Abend bekommen wir beim laotischen Storytelling einen Einblick in die verschiedenen Legenden, die sich um Luang Prabang ranken. Traditionell gibt es einen Geschichtenerzähler und einen Musiker, der das laotische Blasinstrument Khene spielt – eine Art Flöten-Dudelsack.
Einige Besucher in der ersten Reihe filmen und fotografieren den Khene-Spieler während seiner Darbietung mit Blitz. Der mindestens 80-Jährige hat einen effektiven Weg gefunden, damit umzugehen. Er flötet diesen so lange ins Gesicht bis sie das Smartphone sinken lassen 🙂 Und Recht hat er – einfach mal da sein. Und so haben auch wir nur ein schön verwackeltes Foto der beiden.
Garavek Storytelling – Ein interessante Märchenstunde, die im Gedächtnis bleibt.
Nach dem recht intensiven Sightseeing in Luang Prabang möchten wir im Norden von Laos etwas ins Verweilen kommen. Das Dörfchen Muang Ngoi wurde uns empfohlen. Auch Jens und Lara, die beiden Deutschen vom Pakse Loop, haben es dort ohne Probleme eine Woche ausgehalten. Hört sich vielversprechend an!
II. Muang Ngoi
Und dann muss man ja auch noch Zeit haben, einfach dazusitzen und vor sich hin zu schauen.
Das Ziel unserer Reise liegt am Nam Ou Fluss und war bis vor einiger Zeit nur über diesen zu erreichen. Auch wenn es mittlerweile eine Straße gibt hat sich der Ort eine besondere Atmosphäre erhalten.
Während man vor der Errichtung von Staudämmen durch die Chinesen noch mit dem Boot von Luang Prabang nach Muang Ngoi fahren konnte, ist dies aktuell nurnoch auf Teilstücken möglich. Somit fahren wir zunächst für 4 Stunden im Minibus und steigen anschließend in ein Boot um.
Auf relativ soliden Straßen geht es voran. Doch dann ein größeres Schlagloch, gefolgt von einem lauten Knall. Der Fahrer inspiziert seinen Wagen und wir können nur raten, was passiert ist.
Die zwei Beifahrer werden in einen anderen Minibus verfrachtet und wir fahren langsam weiter bis zur nächsten Werkstatt. Dort kommt das kaputte Teil zum Vorschein: eine 10cm lange gebrochene Schraube mit rund 1cm Durchmesser. Ich habe natürlich keine Ahnung wo sie hingehört. Sieht aber relativ wichtig aus.
Die Mechaniker wissen zum Glück mehr und können alles soweit reparieren, dass wir weiterfahren können. Wird auch Zeit. Schließlich wollen wir noch das letzte Boot des Tages erreichen.
Der Fahrer hat allerdings andere Pläne: auf den Schock erstmal etwas zu Mittag essen. Beunruhigt erklären wir ihm unseren straffen Zeitplan. Undeutbare Reaktion des Fahrers. Unsicher ob er uns verstanden hat oder nicht beschließen wir das Beste daraus zu machen. Warten müssen wir so oder so also können wir auch schnell etwas essen. Und vielleicht läuft es ja wie in Chile und alles fügt sich zeitlich schon irgendwie.
Und tatsächlich kommen wir noch rechtzeitig am Bootsanleger an, kaufen unser Ticket und dann kanns losgehen. Nur das Boot ist noch nicht da 🙂 Also nochmal warten.
Auf die Bootsfahrt habe ich mich vorab besonders gefreut: Über den Fluss gleiten, unberührte Hänge und kleine Dörfer am Ufer beobachten. Die Realität auf dem letzten Boot des Tages sieht anders aus.
Klassisches Transportmittel – Mit diesem Bootstyp wird der Nahverkehr auf dem Fluss sichergestellt.
Mit uns wollen rund 30 weitere Menschen in das kleine Boot einsteigen. Touristen wie Einheimische sitzen dicht gedrängt, Bein an Bein. Wir landen auf einer kleinen Holzbank und ich bin froh, mich gut reinquetschen zu können. Ein bestimmt zwei Meter großer und fülliger Spanier ist für dieses Boot aber schlichtweg überdimensioniert. Er kommt leider auch erst spät ans Einsteigen und so fragen sich 20 Augenpaare, wie und wo das noch passen könnte. Ein Platz beim Gepäck findet sich und danach steigen noch eine Handvoll Einheimische ein, um die „Lücken“ zu füllen. Die Stimmung ist aber gut und so knattert der Motor mit ohrenbetäubender Lautstärke, um die schwere Ladung flussaufwärts zu bewegen.
Zwischen hohen Bergen liegt ein Stück Land flach am Ufer. Muang Ngoi mit seinen unbefestigten Straßen, krähenden Hähnen, Kindern und Backpackern wartet auf uns. Eine interessante Mischung aus Ursprünglichkeit und touristischer Infrastruktur.
Muang Ngoi – Auf dieser Straße spielt sich alles ab.
Wir haben ein tolles Bungalow mit eigener Terrasse und Blick auf den Nam Ou. Meine neue Yoga-Routine ist hier besonders schön. Früh am Morgen liegt noch alles im Nebel. Erst langsam lichtet er sich und gibt den Blick auf die Landschaft und hohen Berge frei. Jeden Morgen wieder ein Wow-Effekt.
Zudem haben wir mit der lokal geführten Gecko-Bar unseren perfekten Spot gefunden. Es gibt leckeres Essen und köstliche Cocktails mit Happy Hour! Die cremige Piña Colada mit frischer Ananas und Kokosmilch ist einfach unschlagbar. Dessert und Drink in einem! Auch der Gecko Mojito mit frischem Zitronengrashalm schmeckt grandios und beide sind immer zu schnell leer.
Wir lernen Sven und Agnieszka kennen und machen mit ihnen und einem Guide aus dem Ort eine Tageswanderung zu zwei abgelegenen Dörfern der Hmong und Khmu Ethnie. Mit 49 verschiedenen Volksgruppen und bis zu 120 Untergruppen sind in Laos mehr Ethnien zu Hause als in jedem anderen Land Südostasiens.
Die Khmu gehören zur Mon-Khmer Sprachfamilie, die knapp ein Viertel der Bevölkerung ausmacht. Sie kamen bereits im 6. Jahrhundert aus Kambodscha nach Südlaos und zogen im 10. Jahrhundert nach Nordloas weiter. Die Hmong gehören zur Sprachfamilie der Miao-Yao, die als letzte Gruppe im 19. Jahrhundert aus Südchina eingewandert sind. Sie umfassen rund 6% der laotischen Bevölkerung.
Die ursprünglichen Dörfer der Hmong und der Khmu wurden vor mehreren Jahren von der Regierung zusammengelegt, um diese ans Stromnetz anzuschließen und eine Schule zu errichten. Erstaunlich ist, dass beide trotz der räumlichen Nähe ihre Traditionen beibehalten und dass laut Aussage unseres Guides auch keine Durchmischung stattfindet. Zur Unterscheidung der beiden Gruppen gibt er uns eine einfache Regel: die Hmong haben runde Gesichter während die Khmu schmaler gebaut sind.
Wir essen im Hmong Dorf, das uns insgesamt einladender vorkommt, zu Mittag und können in das fensterlose Wohnhaus unseres Gastgebers schauen. Eine Ecke dient zum Lagern von Reis, der Boden daneben als Kochstelle, auf der über offenem Feuer gekocht wird. Die andere Hälfte ist der Schlafplatz mit kleinen abgetrennten Bereichen für die Erwachsenen. Dies hindert ein Kleinkind aber nicht daran, direkt hinter der Tür auf dem Erdboden zu schlafen. Gemütlich 🙂
Zum Nachtisch pflückt unser Guide leckere Pomelos vom Baum. Schön säuerlich und erfrischend!
Die erste Frage als wir durch eines der Dörfer laufen ist, wie lange wir uns schon kennen. Verheiratet oder frisch getroffen? Wir laufen unter der Kategorie „Verheiratet“ ganz gut. Als unser Guide hört wie lange wir davor unverheiratet zusammen waren, fällt ihm fast die Kinnlade herunter 🙂 In Laos ist es üblich, bereits nach einem Monat zu heiraten. Dafür kommen Scheidungen aber durchaus vor, was bei der kurzen Probezeit ja auch verständlich ist.
Neben den Ausflügen haben wir auch ein bisschen Zeit zum Bilder sortieren, Blog schreiben und auch zwei meiner Klamotten werden von einem älteren Herren und seiner Frau genäht. Mit Händen, Füßen und komischen Lauten versuche ich ihm zu erklären, welche Änderungen ich gerne hätte. Für günstige 1,50€ darf ich die Kleidung schon am nächsten Tag abholen. Das hätte nicht besser laufen können!
Doch die Zeit und auch das Bargeld neigt sich dem Ende zu und eines Morgens sitzen wir wieder auf dem Boot Richtung Luang Prabang. Genießen noch einmal den Blick vom Fluss auf die Berge, die teilweise noch nebelverhangen sind und verabschieden uns. Touristisch, aber schön war’s hier!
Es ist ein gutes Gefühl, an einen bekannten Ort zurückzukommen. Wir leisten uns zum Abschied einen leider nicht ganz so leckeren Hotpot und gönnen uns danach als Entschädigung einen Nachtisch bei einem kleinen Restaurant am Straßenrand. Schwarzer Klebereis mit süßer Kokosmilch und gestocktem Eischnee im Bananenblatt. Das ist uns bisher noch auf keiner Karte begegnet. Vielleicht auch weil die Zubereitung durchaus aufwändig ist. Aber das Warten lohnt sich und wir haben eine neue, leckere Entdeckung gemacht.
Am Morgen empfängt uns ein toller Sonnenaufgang über dem Fluss und wir treten unseren Flug nach Bali mit 13-stündigem Stopover in Singapur an. Wozu haben wir uns da nur wieder verleiten lassen? Aber es gibt ganze Blogeinträge über die besten Schlafplätze und Snooze Lounges am Flughafen, sodass wir hoffentlich unser Plätzchen für die Nacht finden werden.