Roadtrip auf der Südinsel

Ein neues Kapitel beginnt


Bericht No. 10

Quick Facts

  • Land: Neuseeland (Nordosten der Südinsel)
  • Reisezeitraum: 03.02.2020 – 07.02.2020
  • Route:

I. Christchurch
II. Marlborough Sound


I. Christchurch

Start und Ende unseres Roadtrips auf der Südinsel


Gegen 10 Uhr am Sonntagmorgen landen wir in Christchurch. Beim Verlassen des Flughafens brennt die Sonne schon ordentlich. Aus Asien sind wir das ja gewohnt, aber das grüne Neuseeland hätte ich mir irgendwie kühler vorgestellt. Dieser Tag sollte der bisher heißeste des Jahres werden.

Die Neuseeländer müssen dies gewusst haben und an den Strand geflüchtet sein, denn die Stadt ist fast menschenleer. Hier gibt es kein Gewusel, kein lautstarkes Gehupe und keine kleinen Geschäfte mehr auf engstem Raum. Dafür spazieren wir über breite Gehwege, funktionierende Zebrastreifen und bemerken die zahlreichen Freiflächen im Stadtkern. Die Auswirkungen des Erdbebens im Februar 2011 sind der Stadt noch immer anzusehen.

Zahlreiche historische Gebäude, darunter auch die namensgebende Kathedrale, hielten dem heftigen Beben nicht stand und innerhalb weniger Minuten lagen große Teile in Schutt und Asche. Lange Zeit war unklar, ob die Kathedrale komplett abgerissen werden muss. Doch zahlreiche Neuseeländer machten sich stark und letztendlich konnte das fehlende Geld für die Sanierung aufgebracht werden. Neun Jahre nach dem folgenschweren Beben starten in diesem Jahr die ersten Arbeiten zum erdbebensicheren Wiederaufbau. Schön, dass das wichtigste Wahrzeichen von Christchurch so erhalten werden kann.

Am nächsten Morgen holen wir unseren Campervan beim Wendekreisen Büro ab. In vier Wochen werden wir ihn hier wieder abgeben und freuen uns auf alles dazwischen. Trotz Baujahr 2004 ist der Campervan gut in Schuss. Er ist mit einer kleinen Küche mit Gasherd und Kühlschrank sowie einer Sitzecke mit Tisch, die sich in ein Bett verwandelt, ausgestattet. Perfekt für uns beide und vielen Dank an Nicole für den Tipp ?! Das könnte ein schönes Zuhause für die kommenden vier Wochen werden.

Unsere ersten Stationen stehen bereits fest: höchste Priorität hat nach dem Laptopunfall in Nusa Penida der Besuch beim Computer Doc. Danach Wanderschuhe für mich finden und anschließend den ersten Essenseinkauf tätigen. Dies führt dazu, dass wir zwar ordentlich Kilometer machen, uns aber kein bisschen aus Christchurch rausbewegen.

Der Computer Doc bestätigt zum Glück Julians Vermutung, dass der Ventilator lediglich das Gehäuse berührt und so Geräusche verursacht. Nichts gravierendes und seine Empfehlung, dass sich der Ventilator einfach langsam abnutzen soll gefällt unserer Reisekasse und wir können zu Julians Highlight auf der Liste übergehen: Schuhshopping mit Anika ? Wir fahren gefühlt alle Rebel Sport Sportschuhläden in Christchurch ab, um den favorisierten Schuh in der richtigen Größe zu finden. Leider ist dieses Modell entgegen der Angaben im Lagersystem nirgends aufzutreiben. Wir brechen die Mission Schuhkauf ab und gehen zum Essensshopping über.

Mittlerweile ist es schon später Nachmittag geworden, sodass wir unseren ersten Campingplatz am schönen South Brighton Beach ansteuern. Endlich Rucksäcke auspacken und den Camper einrichten. Eine schöne Aufgabe und dank unserer kleinen Basilikumpflanze wird es auch etwas wohnlich ? Wir spazieren an Strandhäusern vorbei Richtung Meer und lassen den Abend dort ausklingen. Toll dass wir nun vier Wochen lang so viel draußen sein werden.

Am nächsten Morgen unternehmen wir einen letzten Rebel Sports Versuch und tatsächlich werde ich dieses Mal fündig. Es ist zwar ein anderer Schuh, aber immerhin richtige Wanderschuhe, die passen und dazu auch noch reduziert sind. Perfekt!

Wir schaffen es endlich aus Christchurch raus und fahren an der Küste entlang nach Nordosten zu unserem ersten Etappenziel Kaikoura. Aufgrund des steil abfallenden Meeresbodens vor der Küste ist der Ort ein guter Startpunkt für Walbesichtigungen. Die angebotenen Touren sind uns aber zu teuer, sodass wir lediglich eine Zufallssichtung machen könnten. Wir finden einen sehr schönen Campingplatz  am Strand und spazieren dort wieder im schönen Abendlicht entlang. Am späten Abend wird es richtig stürmisch, sodass die großen Campingmobile und auch Fahrzeuge mit Dachzelt um uns herum wegfahren. Wir sind in unserem verhältnismäßig kleinen Camper zum Glück gut aufgehoben.

Am nächsten Morgen erfahren wir, dass der Sturm lediglich ein Überbleibsel des Unwetters an der Südwestküste Neuseelands, dem sogenannten Fiordland, war. Dort regneten sich in kürzester Zeit Unmengen von Wasser ab, was Erdrutsche, Überschwemmungen und zerstörte Brücken und Straßen zur Folge hatte.

Auch die Zufahrtsstraße zum berühmten Fjord Milford Sound wurde stark beschädigt und so sind rund 300 Menschen eingeschlossen. Nach Abklingen des Unwetters werden diese mit Hubschraubern ausgeflogen. Beim aktuell strahlenden Sonnenschein an der Ostküste sind die Zustände dort schwer vorstellbar und noch ahnen wir nicht, dass auch wir von den Zerstörungen betroffen sein würden.

Abendspaziergang –  Auf dem Campinplatz südlich von Kaikoura genießen wir die letzten Sonnenstrahlen.

Das Weinbaugebiet um Blenheim herum rühmt sich mit den meisten Sonnenstunden der Südinsel und ist daher bestens für den Weinanbau geeignet. Bei einem kleinen Weingut machen wir für eine Weinprobe halt. Auch wenn uns die Auswahl nicht sonderlich vom Hocker hat, nehmen wir eine Flasche mit. Wer weiß zu welchem Sonnenuntergang das gut passt 🙂

Im Anschluss daran übernachten wir zum ersten Mal kostenlos. Der Spot ist sehr schön am Meer und an einer Flussmündung unter hohen Bäumen gelegen. Das Manko ist das Plumpsklo und die fehlende Dusche am Morgen. 

Doch für eine Übernachtung sollte das passen. Und es ist spannend einen komplett anderen Schlag Camper dort zu sehen als auf den Campingplätzen mit Strom. Deutlich mehr selbst umgebaute Autos und Transporter, jüngeres Publikum und weniger Familien. 

Etwas zerknautscht steuern wir am nächsten Tag die zerklüftete Landschaft der Marlborough Sounds an.


II. Marlborough Sound

Zerklüftete Buchten und türkisblaues Meer


Der Queen Charlotte Track verläuft über eine Bergkette, die vom Meer umgeben ist und gehört zu Neuseelands Great Walks. Dies sind meist mehrtägige, besonders aussichtsreiche Wanderungen. Wir möchten unseren Camper ungern zu lange allein lassen und wandern daher nur einzelne Etappen des Weges als Tageswanderungen. Unser Camper muss zunächst den hügeligen Queen Charlotte Drive und anschließend die kurvenreichen Straßen im Marlborough Sound bewältigen. Spektakulär blitzt immer wieder vielversprechend das Meer in verschiedenen Blautönen hervor. Bei der Wanderung zu einem Aussichtspunkt breitet sich vor uns dann die zerklüftete Landschaft des Marlborough Sound aus. Zahlreiche Hügel und Berge ragen aus dem türkisblauen Wasser hervor. Wunderschön!

Aussichtspunkt Marlborough Sound  – Der Aufstieg hat sch auf jeden Fall gelohnt.

An einem der Meeresarme stehen wir später mit unserem Camper direkt am Wasser auf einem Campingplatz  des Department of Conservation (DOC). Die DOC-Plätze liegen meist an besonders schönen Orten mitten in der Natur. Die DOC-Organisation verwaltet alles rund um den Naturschutz in Neuseeland und an dessen allgemeiner Präsenz wird deutlich, wie wichtig den Neuseeländern die Erhaltung der Natur ist. Durch die abgeschiedene Lage Neuseelands gibt es hier zahlreiche endemische Arten, wie z.B. den Kiwi, das flugunfähige Nationaltier Neuseelands, die ohne den entsprechenden Schutz bald ausgestorben wären.

Wir machen auf diesem Campingplatz zum ersten Mal Bekanntschaft mit der bedrohten Vogelart der Weka. Die flugunfähigen Vögel sind recht neugierig und stibitzen gerne auf dem Boden herumliegende Gegenstände. Nach intensiver Begutachtung verlieren sie meist schnell wieder das Interesse und so kann das Diebesgut einfach wieder zurückgeholt werden. Erwischt man die Tiere ungewollt in der Nähe des Campers ergreifen sie mit zackigem Schritt und einem süßen Laut die Flucht. Äußerst putzig! Ab diesem Moment haben wir die Wekas in unser Herz geschlossen und Shakiras „Waka, Waka“ Lied wird kurzerhand umgedichtet und zum Ohrwurm der Reise.

Mit unserem Camper fahren wir über Schotterstraßen bis ans Ende der Halbinsel. Die Straße endet in einer Bucht mit schönem Sandstrand und kostenlosem Campingplatz. Wirklich abgelegen. Hier verirren sich vor allem Neuseeländer her, die gerne fischen gehen. Doch es ist wie überall auf der Welt: selbst im hintersten Winkel trifft man noch Deutsche. Seien es die beiden saarländischen Taucher in Raja Ampat oder der Deutsche in dieser Bucht. Und wir sind ja auch da ?

Am nächsten Morgen kommen wir mit einem Neuseeländer ins Gespräch und als wir ihm sagen, dass wir aus Deutschland kommen fragt er lachend: Are there any Germans left in Germany? So ganz können wir ihm auch nicht erklären, warum die Deutschen so gerne reisen. Auf jeden Fall ist uns nach diesen ersten Tagen in Neuseeland klar, dass dieser weit entfernte Ort eine Reise wert ist.

Der Neuseeländer empfiehlt uns neben dem Abel Tasman Nationalpark unbedingt die Golden Bay zu besuchen. Und so freuen wir uns schon auf die nächste Etappe zum nördlichsten Ende der Südinsel.

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